Weihnachten – wie war das früher? Über einen Zauber, der bleibt…

Urgroßmutter und Urenkelin


  • Wenden, 24.12.2023
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Weihnachten - wie war das früher? Das hat LokalPlus-Volontärin Lorena Klein (links) ihre Urgroßmutter Maria Ochel (rechts) gefragt. von privat
Weihnachten - wie war das früher? Das hat LokalPlus-Volontärin Lorena Klein (links) ihre Urgroßmutter Maria Ochel (rechts) gefragt. © privat

Wenden. Wenn nach meist trubeligen Wochen am 24. Dezember der geschmückte Baum leuchtet, ist es auf einmal wieder da: dieses wohlvertraute Weihnachtsgefühl. Immer gleich, obwohl wieder ein Jahr vergangen ist. Doch wie wir Weihnachten feiern, hat sich verändert. Mit ihrer Urgroßmutter hat LokalPlus-Volontärin Lorena Klein über das Weihnachtsfest ihrer Kindheit gesprochen. Eine Kindheit, die drei Generationen zurückliegt. In der einiges anders war, doch auch der Weihnachtszauber?


An kaum einen Zeitpunkt im Jahr sind so viele Erinnerungen und Traditionen geknüpft wie an das Weihnachtsfest. Für mich sind es zum Beispiel die gemütlichen Familienrunden im Wohnzimmer meiner Urgroßeltern, wo wir uns lange am späten Heiligabend getroffen haben.

Mittlerweile ist mein Uropa Willi gestorben und meine Uroma, Maria Ochel, lebt im Pflegeheim. Was für mich als immer dagewesene Familientradition irgendwann endete, ist für sie nur ein kleiner Ausschnitt ihrer Weihnachtsgeschichte. Denn die ist viermal so lang wie meine und beginnt im Jahr 1931.

Mit wenig zufrieden

Meine Uroma ist 92 Jahre alt, ich 23. Wie war das Weihnachten ihrer Kindheit? Das frage ich meine Uroma, als ich sie an einem Adventswochenende besuche. Ihr Zimmer ist weihnachtlich dekoriert, Holzfiguren und Wichtel aus Filz stehen auf der Fensterbank und dem Wandregal. Meine Oma sitzt nachdenklich in ihrem Rollstuhl, die Hände liegen ruhig in ihrem Schoß.

Und so ist eines der ersten Dinge, die ihr einfallen, der Krieg. Und dass sie damals nicht viel hatten. Ihr Vater musste wegen seiner Krankheit damals nicht in den Krieg ziehen. Doch als Frührentner hatte er nicht viel Geld, die Familie musste sparen.

Maria Ochel als junges Mädchen (links). von privat
Maria Ochel als junges Mädchen (links). © privat

Meine Uroma war das älteste von acht Kindern, hatte drei Schwestern und vier Brüder. Doch nicht mit allen erlebte sie viele Weihnachtsfeste: Zwei ihrer Geschwister starben damals mit wenigen Monaten, einer ihrer Brüder im Alter von 13 Jahren.

„Zu Weihnachten gab es nicht viele Sachen. Wir haben uns gefreut über einen vollen Teller mit Obst, Plätzchen und Nüssen“, erzählt meine Uroma. Neben dem Teller gab es für jedes Kind auch ein weiteres kleines Geschenk. Zum Beispiel einen Wollpullover, einen Ball oder ein Spiel wie „Mensch ärgere dich nicht“ oder „Schwarzer Peter“. Jeder sei zufrieden mit einem Teil gewesen.

Ein besonderer Morgen nach einer geheimnisvollen Nacht

„Wir Mädchen haben eine Puppe bekommen“, erzählt meine Uroma. Die sei meist aus Stroh gewesen und dementsprechend schnell kaputt gegangen. „Wenn sich die Puppe ein Jahr hielt, bekam sie beim nächsten Mal ein Kleid.“ Das habe ihre Mutter dann selbstgenäht.

Mit strahlenden Augen hätten sie am Morgen des 25. Dezember, wenn das Glöckchen klingelte, die Türen zum Wohnzimmer geöffnet. Denn nicht nur Bescherung gab es dann: In der Nacht hatte das Christkind auch den Baum geschmückt – mit Kugeln, Lametta, Ketten, Vögelchen und Kerzen. Natürlich keine elektrischen.

Weihnachten - wie war das früher? Das hat LokalPlus-Volontärin Lorena Klein ihre Urgroßmutter Maria Ochel gefragt. von Lorena Klein
Weihnachten - wie war das früher? Das hat LokalPlus-Volontärin Lorena Klein ihre Urgroßmutter Maria Ochel gefragt. © Lorena Klein

„Da haben schon Bäume gebrannt“, schmunzelt meine Oma – aber bei ihnen selbst zum Glück nicht. Trotzdem: Zur Sicherheit habe bei den meisten Familien ein Eimer Wasser in Reichweite gestanden. „Das waren auch keine Edeltannen, sondern einfache Fichten, die schnell rieselten“, fällt ihr ein.

An Heiligabend wurde damals eine Mitternachtsmesse gehalten, doch da hätten sie im jungen Alter noch nicht mitkommen müssen. Die Heilige Nacht barg jedoch ihren eigenen Zauber. „Hör mal, da blasen die Engelchen“, hätten die Kinder voller Staunen gesagt, wenn „die jungen Burschen aus dem Dorf“ um Mitternacht von Haus zu Haus zogen und auf den Hörnern bliesen. Das war damals in Schönau Tradition.

Wenn das Christkind Plätzchen backt

Lange habe sie fest an das Christkind geglaubt. Eine Frau aus dem Dorf habe sich sogar einmal als Christkind verkleidet, bedeckt mit einem Schleier, und ihrer kleinen Schwester ein Geschenk gebracht, als die mit einer Lungenentzündung im Bett lag.

Selbstgebackene Plätzchen hätten die Kinder vor der Bescherung bereitgestellt, die jedes Mal verschwunden waren. Und sich beim Anblick des Abendrots erzählt, dass nun das Christkind selbst backen würde.

Dass das noch heute so ist, kann ich meiner Uroma aus eigener Erfahrung versichern. Denn auch wenn es damals ein anderes Weihnachten war, wird mir klar, dass doch vieles geblieben ist.

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